"Jung kauft Alt": Förderprogramm für den Kauf alter Häuser

Altes, sanierungsbedürftiges Haus im Grünen – Symbolbild für Förderprogramme zum Kauf und zur Sanierung alter Häuser.

Millionen alter Häuser stehen in Deutschland leer, während junge Familien oft vor der Herausforderung stehen, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Um diesem Trend entgegenzuwirken und gleichzeitig ländliche Regionen zu beleben, hat die Bundesregierung das Förderprogramm "Jung kauft Alt" ins Leben gerufen. Dieses innovative Programm zielt darauf ab, Familien beim Erwerb und der Sanierung älterer Immobilien zu unterstützen.

Was ist "Jung kauft Alt" und welche Ziele verfolgt das Programm?

"Jung kauft Alt" ist ein neues Förderprogramm der Bundesregierung, das am 3. September 2024 gestartet ist. Es richtet sich speziell an Familien mit minderjährigen Kindern, die eine alte Immobilie kaufen und sich zur energetischen Sanierung verpflichten. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) erklärt die Motivation hinter dem Programm:

Porträt von André Brumme, Spezialist für Immobilienversicherungen bei der Finanzkompass GmbH Leipzig. Das Bild vermittelt einen professionellen und vertrauenswürdigen Eindruck und steht für Kompetenz im Bereich Immobilienversicherungen.

Wir sind gerne für Sie da
Vereinbaren Sie einfach einen Beratungstermin – wir freuen uns auf Ihre Nachricht.


Tel. (0341) 99 38 66 56
oder Rückruf vereinbaren

"Familien können so zum Beispiel in die alte Heimat ziehen, dort ein bestehendes Haus sanieren und gleichzeitig andere Sanierungsförderungen in Anspruch nehmen. Gerade in ländlichen und dünn besiedelten Regionen vermeide man so, dass die historische Bausubstanz im Dorfkern leer steht und die Menschen drumherum im Neubau wohnen."

Die Ziele des Programms sind vielfältig:

  • Wiederbelebung leerstehender Altbauten
  • Förderung junger Familien beim Immobilienerwerb
  • Stärkung ländlicher Regionen und Innenstädte
  • Ressourcenschonung durch Nutzung bestehender Bausubstanz
  • Verbesserung der Energieeffizienz im Gebäudesektor

Wer kann die Förderung beantragen und welche Bedingungen müssen erfüllt werden?

Das Förderprogramm richtet sich an eine spezifische Zielgruppe und ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft:

  1. Zielgruppe: Familien mit minderjährigen Kindern und niedrigen bis mittleren Einkommen.
  2. Einkommensgrenzen:
    • Mit einem Kind: Maximales zu versteuerndes Haushaltseinkommen von 90.000 Euro
    • Pro weiterem Kind: Erhöhung der Einkommensgrenze um 10.000 Euro
  3. Ausschlusskriterien: Bezieher von Baukindergeld oder bereits vorhandenes Wohneigentum sind nicht förderberechtigt.
  4. Nutzungsbedingungen: Die erworbene Immobilie muss selbst bewohnt werden. Eine Nutzung als Ferienwohnung oder zur Vermietung ist ausgeschlossen.
  5. Zweckbindung: Die Selbstnutzung muss für mindestens fünf Jahre gewährleistet sein.

Welche energetischen Anforderungen müssen die Immobilien erfüllen?

Ein zentraler Aspekt des Förderprogramms ist die Verbesserung der Energieeffizienz. Folgende Kriterien müssen erfüllt werden:

  1. Ausgangszustand: Die zu kaufende Immobilie muss in einem energetisch schlechten Zustand sein, d.h. im Energieausweis in die Klassen F, G oder H eingestuft sein. Dies trifft auf etwa 45% aller Wohngebäude in Deutschland zu.
  2. Sanierungsziel: Innerhalb von 54 Monaten (4,5 Jahre) nach dem Kauf muss das Haus auf mindestens Energieeffizienzklasse 70 EE saniert werden. Dies bedeutet eine Reduzierung des Energieverbrauchs um 30% gegenüber den gesetzlichen Mindeststandards.
  3. Erneuerbare Energien: Die Wärmeerzeugung muss zu mindestens 65% auf regenerative Energien umgestellt werden, was in der Regel einen Heizungstausch erforderlich macht.

Wie sieht die finanzielle Förderung konkret aus?

Die Förderung erfolgt über zinsgünstige Kredite der staatlichen Förderbank KfW:

  • Zinssatz: Zum Programmstart beträgt der Zinssatz bei 35 Jahren Kreditlaufzeit und zehnjähriger Zinsbindung 1,51%.
  • Kredithöchstbeträge:
    • 1 Kind: bis zu 100.000 Euro
    • 2 Kinder: bis zu 125.000 Euro
    • 3 oder mehr Kinder: bis zu 150.000 Euro
  • Kreditkonditionen: Laufzeiten von 7 bis 35 Jahren und Zinsbindungen bis zu 20 Jahre sind möglich.
  • Zusätzliche Einsparungen: Eine Familie mit zwei Kindern kann durch die zinsverbilligten Kredite bis zu 18.000 Euro sparen.

Kombination mit anderen Fördermitteln

Ein besonderer Vorteil des Programms ist die Möglichkeit, es mit anderen staatlichen Fördermitteln zu kombinieren. So können Familien zusätzliche Unterstützung für spezifische Sanierungsmaßnahmen erhalten, wie beispielsweise:

  • Dämmung von Fassaden und Dächern
  • Einbau neuer, energieeffizienter Fenster
  • Austausch alter Heizungsanlagen

Dies ermöglicht eine umfassende und kostengünstige Sanierung der erworbenen Altbauten.

Programmvolumen und Zukunftsaussichten

Für das Jahr 2024 stehen im Fördertopf 350 Millionen Euro bereit. Diese Summe wird nicht direkt ausgezahlt, sondern zur Zinsverbilligung der Förderkredite genutzt, was deutlich höhere geförderte Kreditsummen ermöglicht.

Kritische Stimmen und Herausforderungen

Trotz der positiven Zielsetzung des Programms gibt es auch kritische Stimmen, insbesondere von den Landesbausparkassen:

  1. Finanzielle Herausforderungen: Viele Familien könnten trotz Förderung Schwierigkeiten haben, die notwendigen Mittel für eine umfassende Sanierung aufzubringen.
  2. Zeitlicher Druck: Die Vorgabe, Immobilien mit hohem Energieverbrauch innerhalb von 4,5 Jahren so weitreichend zu modernisieren, könnte für viele Familien eine Überforderung darstellen.
  3. Vorschläge zur Anpassung: Es gibt Forderungen, bei mangelnder Nachfrage die zeitlichen Vorgaben zu strecken und auch Immobilien mit besseren Energieeffizienzklassen in die Förderung aufzunehmen.
  4. Flexibilität für Klimaschutz: Der Verband argumentiert, dass für den Klimaschutz jede Sanierung besser sei als keine Sanierung, und plädiert für mehr Flexibilität im Programm.

Fazit und Ausblick

Das Förderprogramm "Jung kauft Alt" stellt einen innovativen Ansatz dar, um gleich mehrere gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen: die Wiederbelebung ländlicher Räume, die Unterstützung junger Familien beim Immobilienerwerb und die Verbesserung der Energieeffizienz im Gebäudesektor.

Ob das Programm den erhofften Erfolg bringen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der praktischen Umsetzbarkeit der Sanierungsvorgaben und der finanziellen Machbarkeit für die Zielgruppe. Es bleibt abzuwarten, ob und wie das Programm in Zukunft angepasst wird, um möglichst viele Familien zu erreichen und einen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung des Wohnungsmarktes und zum Klimaschutz zu leisten.

Interessierte Familien sollten sich umfassend beraten lassen und sorgfältig prüfen, ob das Programm zu ihrer individuellen Situation passt. Bei erfolgreicher Umsetzung könnte "Jung kauft Alt" nicht nur einzelnen Familien helfen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Revitalisierung alter Bausubstanz und zur Stärkung ländlicher Regionen leisten.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wer kann das Förderprogramm "Jung kauft Alt" in Anspruch nehmen?

Das Programm richtet sich an Familien mit minderjährigen Kindern und einem zu versteuernden Haushaltseinkommen von maximal 90.000 Euro (plus 10.000 Euro pro weiterem Kind).

Wie hoch ist die maximale Fördersumme?

Die Kredithöchstbeträge variieren je nach Kinderzahl: 100.000 Euro für ein Kind, 125.000 Euro für zwei Kinder und 150.000 Euro für drei oder mehr Kinder.

Welche energetischen Anforderungen müssen erfüllt werden?

Die gekaufte Immobilie muss innerhalb von 54 Monaten auf mindestens Energieeffizienzklasse 70 EE saniert werden und die Wärmeerzeugung zu 65% auf erneuerbare Energien umgestellt werden.

Kann man das Förderprogramm mit anderen Fördermitteln kombinieren?

Ja, es ist möglich, zusätzliche Fördermittel für spezifische Sanierungsmaßnahmen wie Dämmung oder Heizungstausch in Anspruch zu nehmen.

Wie lange muss man in der geförderten Immobilie wohnen?

Es gilt eine Zweckbindung von fünf Jahren, in denen die Immobilie selbst genutzt werden muss.

Wo kann man den Förderkredit beantragen?

Die Kredite werden über die staatliche Förderbank KfW vergeben.

Gibt es Einschränkungen bezüglich des Alters oder Zustands der Immobilie?

Die Immobilie muss in einem energetisch schlechten Zustand sein (Energieeffizienzklasse F, G oder H), es gibt aber keine spezifischen Altersvorgaben.

Was passiert, wenn die Sanierungsziele nicht erreicht werden?

Die genauen Konsequenzen bei Nichterreichen der Ziele sind nicht spezifiziert. Es empfiehlt sich, dies vor Antragstellung genau zu klären.

Frage: Können auch Wohnungen statt Häuser gefördert werden?

Antwort: Ja, das Programm gilt sowohl für den Kauf von Häusern als auch von Wohnungen, solange die anderen Kriterien erfüllt sind.

Frage: Wie lange läuft das Förderprogramm?

Antwort: Das Programm startete am 3. September 2024. Die genaue Laufzeit ist nicht spezifiziert, für 2024 stehen 350 Millionen Euro zur Verfügung.